Schüleraustausch Villepinte/Frankreich

Schüleraustausch seit 1988

Ein Blick zurück

Begründet auf der Städtepartnerschaft der Gemeinden Villepinte und Schwendi  fand 1988 erstmals auch ein Schüleraustausch zwischen der Max-Weishaupt-Realschule Schwendi und den Collèges (Gesamtschulen) im Pariser Vorort  Villepinte statt. Seither nehmen jedes Jahr zwischen einer und drei der insgesamt vier Villepinter Schulen am Austausch teil: Das Collège Jean-Jaurès, das Collège les Mousseaux, das Collège Camille Caudel und das Collège Françoise Dolto. Nur zweimal konnte der jährliche Austausch bisher nicht stattfinden, der jedes Jahr zwischen 15 – 30 deutschen Schülerinnen und Schülern der Klassen 7 – 9 die Chance bietet, Frankreich näher kennenzulernen und Kontakte zu französischen Jugendlichen zu knüpfen.

Bei den ersten Begegnungen nutzten die deutschen Teilnehmer noch den Schlafwagen der deutschen Bahn nach Paris, heute ist die Reise mit dem direkten TGV von Ulm nach Paris Est in gut fünf Stunden wesentlich bequemer.

Von jeher ist der Frankreichaustausch für die Teilnehmer ein kostengünstiges Projekt, wird er doch von der Gemeinde Schwendi und vom deutsch-französischen Jugendwerk bezuschusst.

Unsere Partnergemeinde und unsere Partnerschulen

Ein junger Franzose kam unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg als Langholzwagenfahrer nach Schönebürg. Was in feindlicher Absicht – Frankreich war nämlich in unserer Gegend Besatzungsmacht – mit dem Abführen von Holz begann, endete für George Pollet, den jungen Franzosen, sehr erfreulich: Er verliebte sich in eine Schönebürgerin und nahm diese wenig später als seine Frau mit nach Frankreich – in den Pariser Vorort Villepinte. Während seiner Jahre in Deutschland sind Freundschaften zwischen ihm und Schönebürgern entstanden,  unter anderem mit dem früheren Bürgermeister Franz Gerster.  1964 trafen sich erstmals Sportvereine aus Villepinte und Schönebürg in Frankreich.  Es begannen regelmäßige Treffen, erst sportlicher Art, bis im Juni 1986 die Partnerschaft auf Ebene der Kommunen Villepinte und Schönebürg/Schwendi unterzeichnet wurde.  Zwei Jahre später begann der jährliche Schüleraustausch zwischen den Gemeinden, bis heute ein sehr wichtiger Bestandteil der Städtepartnerschaft.

Villepinte hat rund 36.000 Einwohner und  ist ein Vorort im Nordosten von Paris im Département (Verwaltungsbezirk) Seine-Saint-Denis. Mit Paris ist er durch den Schnellzug RER verbunden, der vor allem viele Pendler in ca. 45 Minuten ins Zentrum von Paris bringt.

Unsere wechselnden Partnerschulen in Villepinte sind vier Collèges (Gesamtschulen), die alle etwas größer sind als die Max-Weishaupt-Realschule. Typisch französisch sind sie eingezäunt und nicht offen zugänglich. Dies ist einer von vielen Unterschieden zwischen deutschen und französischen Schulen, der den Teilnehmern des Schüleraustauschs bei der eintägigen Teilnahme am Unterricht bewusst wird: Längere Stunden, Nachmittagsunterricht an vier Nachmittagen und Essen in der Schulkantine sind für unsere Schüler genauso neu wie das Abholen durch den Lehrer im Pausenhof, wo sich die Klassen bereitstellen und das Wechseln der Zimmer für unterschiedliche Fächer. In Frankreich hat nämlich der Lehrer ein Zimmer und nicht die Klasse.

Schüleraustausch

Unser Austauschprogramm beinhaltet beim Besuch in Frankreich immer einen Schultag sowie Ausflüge nach Paris und in die Umgebung (Fontainebleau, Parc Astérix, …) In Paris besichtigen wir natürlich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten: den Eiffelturm, Montmartre, die Notre-Dame und eines der berühmten Museen, z.B. den Louvre oder das Centre Pompidou.  Besonders beeindruckend ist das Flair dieser Millionenmetropole, für viele unserer Schüler das erste Mal in einer solch großen Stadt!

Auch in Deutschland ist ein Schultag Pflicht. Dann geht es noch nach Ulm und auf das Münster, sowie nach Stuttgart oder München und an den Bodensee.

Untergebracht sind die Schüler in Frankreich wie in Deutschland in Gastfamilien, meist in direktem Austausch zwischen zwei Schülern.  Die Wochenendgestaltung liegt dann in der Hand der Familie und die Jugendlichen haben die einmalige Möglichkeit, authentischen Alltag hautnah mitzuerleben.  Durch diesen engen Kontakt ergibt sich auch die Möglichkeit, Freundschaften zu entwickeln, die zum Teil bis heute andauern – immer wieder fahren auch ehemalige Schüler zu ihren „Partnern“ nach Paris.

Aktuelle Tendenz der schulischen Beziehungen

In den letzten Jahren wurde es für die verantwortlichen Lehrer auf französischer und deutscher Seite immer schwieriger, den Austausch in traditioneller Form aufrecht zu erhalten: Die sehr unterschiedlichen Bedingungen in den Partnergemeinden und auch die aktuelle Sicherheitslage in Paris machen es gerade unmöglich, mit deutschen Schülern nach Villepinte zu reisen.

Deshalb haben wir im Schuljahr 2016/2017 erstmals ein neues Projekt gewagt: Eine Drittortbegegnung. Französische und deutsche Schüler treffen sich an einem „dritten Ort“ und lernen sich dort eine Woche lang bei einem gemeinsamen Programm und gemeinsamer Unterbringung in einer Jugendherberge näher kennen. Das erste Treffen fand vom 15. – 19.05.2017 in Kehl statt und fand sowohl auf Lehrer- als auch auf Schülerseite Anklang und wird fortgesetzt werden.

Text: S. Heinz